Kabel oder Funk – Was eignet sich besser fürs vernetzte Zuhause?
April 5, 2022
Eine TU Rosenheim-Studie vergleicht Funk- und Kabellösungen: Funktechnologie ist meist 30% günstiger, bietet mehr Flexibilität und schont die Umwelt.
Smart Home ist „in“. Die eigenen vier Wände zu vernetzen, wird mit steigendem Angebot von Endgeräten und professionellen Systemlösungen immer einfacher. Die Hardware allein macht jedoch noch kein Zuhause intelligent. Auf die Art der Vernetzung kommt es an: Kabel oder Funk. Eine Studie der Technischen Universität Rosenheim vergleicht die gängigen Smart Home-Standards KNX und EnOcean in verschiedenen Wohnszenarien.
Digitale Vernetzung ist die Voraussetzung fürs Smart Home. Sie ermöglicht die reibungslose Kommunikation der einzelnen Komponenten in Wohnungen oder Wohngebäuden. Dies kann per Kabel oder Funk erfolgen. Für beide Varianten gibt es neben proprietären Lösungen einzelner Hersteller auch offene Standards. Jeweils repräsentativ in ihrem Segment sind KNX (kabelgebunden) und EnOcean (funkbasiert).
KNX (Konnex) ist ein weit verbreitetes Bussystem zur Gebäudeautomation. Als Weiterentwicklung des EIB (Europäischer Installationsbus) ist KNX ein offener, herstellerübergreifender Standard, der von einer Vielzahl an Unternehmen unterstützt wird. Als genormter Standard lässt KNX großen Gestaltungsspielraum und gilt als besonders sicher.
EnOcean wurde 2012 durch die International Electrotechnical Commission (IEC) als weltweiter Funkstandard (ISO/IEC 14543-3-1X) zur dezentralen Gebäudeautomation festgelegt. Mittlerweile verfügen mehr als eine Million Gebäude über entsprechende Funknetzwerke. Das EnOcean-Ökosystem energieautarker Funksensorlösungen besteht aus derzeit 5.000 interoperablen Produktvarianten.
Wer hat die Nase vorn im Smart Home?
Die Studie[1] von Julia Winkler und Prof. Dr. Michael Krödel vergleicht Smart Homes verschiedener Größe auf Basis von KNX- bzw. EnOcean-Technologie in zwei Ausstattungsvarianten bezüglich Kosten, Nachhaltigkeit sowie Gesundheit und Wohlbefinden. Als Orientierungswert dient in beiden Fällen ein konventionelles Gebäude ohne intelligente Vernetzung.
Beim Vergleich der konventionellen mit der smarten Ausstattung zeigt sich ein wenig überraschendes Bild: Die smarten Zusatzfunktionalitäten machen Wohnraum initial teurer. Mittel- und langfristig jedoch lohnt sich die Investition. Denn immateriell schlägt vom ersten Tag an ein höherer Wohnwert in Sachen Komfort und Sicherheit zu Buche. Und ganz konkret lassen sich etwa durch intelligentes Heizen bis zu 10 Prozent Energiekosten sparen. Ein gewichtiges Potenzial, wenn man bedenkt, dass das Heizen ungefähr 60 Prozent des Energieverbrauchs privater Haushalte ausmacht und v.a. im Winter meist durchgehend geheizt wird.
Kabel oder Funk im Smart Home?
Beim Vergleich der Smart Home-Varianten „Kabel“ (KNX) oder „Funk“ (EnOcean) liegt Letztere in Sachen Kosten vorn. Diese ist bei vergleichbarer Funktionalität fast immer 30 Prozent günstiger. Dies gilt für alle Ausstattungsvarianten. Gründe hierfür sind der Aufwand für die Verkabelung und die Kosten für die Komponenten und deren Installation.
Taster und Sensoren auf EnOcean-Basis brauchen keine Kabel. Sie lassen sich ganz nach Bedarf anbringen und umsetzen – ein großes Plus in Sachen Flexibilität zum Beispiel bei Nachrüstung oder Umbau. Der Einsatz weniger Kabel spart daneben auch PVC – laut Studie bis zu 8,5 kg pro Smart Home – und verbessert die Umweltbilanz der Bauvorhaben insgesamt.
Fazit
Das intelligent vernetzte Zuhause kostet zunächst mehr. Doch diese Investitionen lohnen sich im Hinblick auf den immateriellen Gewinn an Komfort und Sicherheit sowie niedrigere Energiekosten. Das funkbasierte Smart Home liegt bei den Installationskosten bis zu einem Drittel unter der verkabelten Variante. Es punktet zudem in Sachen Flexibilität und Umweltschutz.
[1] Winkler, J. (2021). Vergleich zwischen KNX und EnOcean am Beispiel exemplarischer Raumautomations-Installationen in Bezug auf Kosten und ökologische Aspekte sowie unter Berücksichtigung eines benutzerorientierten Anforderungsprofils. (Bachelorarbeit). Technische Hochschule Rosenheim, Deutschland.